100 – Vier Herren (Fragment)

Wolfgang Cziesla: DER FIRWITZ – 100. Teilabriss

Vier Herren (Fragment)

Im April 1976 machte ich die Bekanntschaft einiger Herren, die ich heute als „anarcho-konservative Neo-Dadas mit ausreichend Geld“ bezeichnen würde: Alfons Firn, Peter Basil Fetzer und Hans Waldmann – eben jenen Hans Waldmann, der Ror Wolf für den bekannten Gedichtzyklus aus „mein famili“ Modell stand. Im Kontrast zu den eigenen Ansprüchen ist die „Firwitz“-Clique künstlerisch selbst weniger in Erscheinung getreten, als dass sie andere gefördert haben. Unter anderem ist der Maler Signarowski zu der Gruppe gestoßen.

Die Kontakte verloren sich, als ich mich zunächst zur Examensvorbereitung aufs Land zurückzog und wenig später eine Stelle in Italien angeboten bekam. Ich schrieb meine Doktorarbeit über den Jäger Aktaion und veröffentlichte Prosa im Steidl Verlag, Göttingen. Beinah zehn Jahre lang drangen Nachrichten von meinen älteren Förderern spärlich und aus nicht immer zuverlässigen Quellen zu mir vor. Die „Firwitz“-Leute hatten sich in alle Winde verstreut.

Durch einen Zufall, der ans Unwahrscheinliche grenzt, hat Alfons Firn die Spur zu mir wiedergefunden – vom patagonischen Punta Arenas aus, wo er inzwischen lebte. 1990 bewarb ich mich erfolgreich um eine Stelle in Santiago de Chile, ein guter Ausgangspunkt für Patagonienreisen.

Die Leute um den „Firwitz“ (Hans Waldmann hatte sich inzwischen verabschiedet) hatten sich schon früher auf Kunstobjekte und die „edizioni firiwizzi“ verlegt – handsignierte Publikationen in niedriger Stückzahl, die privat und in ausgesuchten Galerien gehandelt wurden. In Santiago de Chile erschien mein Kurzroman „Anomalie“.

Die Kontakte nach Brasilien, wo Peter Basil Fetzer unter dem Namen „firiwizzi do Brasil“ das alte Konzept weiterverfolgte, nutzte ich zu einem weiteren längeren Auslandsaufenthalt. Erst im Sommer 2003 – nach fast dreißigjähriger Tätigkeit im Hintergrund – kam es in Deutschland zu einer offiziellen Verlagsgründung unter dem vereinfachten Namen „Firwitz Verlag“.

Wenn ich mich erinnere, was mir seinerzeit, im April 1976, den Zugang zu der elitären Clique um den „Firwitz“ eröffnet hat, so war es meine mündliche Nacherzählung eines Kinderbuchs: „Die fürwitzige Zaunwinde“. Als Kind regte sich mein Protest, zu lesen, dass sich das Gewächs, das sich am schnellsten emporrankte, von der Ziege als erstes gefressen wurde.

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[ältere Datei gespeichert am 05.03.2006, 12:42 Uhr]