199 – Konzentrationsstörungen

Wolfgang Cziesla: DER FIRWITZ – 199. Teilabriss

Konzentrationsstörungen

Was sind Konzentrationsstörungen? Der Eindruck, dass, während ich lese, sich etwas anderes durchsetzen will. Eine innere Stimme, noch undeutlich, die abwehrt, was da von außen in mein Bewusstsein soll. Noch bevor ich mich frage, was sie mir sagen will (ob sie mir überhaupt etwas sagen will), weiß ich: Sie will aufs Papier. Und dort entsteht etwas, was sich in meinem Kopf nicht halten kann.

Der ewige Protokollant. Beim Lesen alter Tagebücher. Was suche ich? Und warum? Nicht mit der Auffassung, dass ich vor 32 Jahren besser gewusst hätte, was ich wollte, und mich mit der Zeit habe korrumpieren, von meinen ursprünglichen Absichten forttragen lassen. Gewisse Substanzen rief ich damals zu Hilfe, deren Auswirkungen es nun zu prüfen gilt.

Die zeitliche Bestimmung des Urknalls ist dabei ein Nebeneffekt. „Nachts den Firwitz konzipiert“ – heute vor genau 32 Jahren in mein „Blauversiegeltes“ notiert. 32, das ist in der Viererfolge des Firwitz die passendere Zahl, als es etwa die Jubiläumszahl 30 wäre. 2 x 4 x 4. Den 64. Jahrestag im Alter von 86 will ich ebenfalls erleben. Abkürzungen durch die Zeit. Äußerlichkeiten. Der Dämon bündelt die Jahre zu einem Witz.

01.12.2009